(Newsletter vom 19.05.2020)
Die ersten Wochen sind rum. Und verliefen so ungefähr entgegen der Richtung, die wir uns vorgestellt hatten.
Was das letzte Mal im Jahre 2011 passiert ist, widerfuhr uns, ach wie schön, in unserem ersten Jahr als Rebeltern. Der Spätfrost kam wie befürchtet in der Zeit der Eisheiligen vom 11. bis 15. Mai. Und traf unsere vor vier Wochen gepflanzten Reben besonders hart. Das Problem beim Spätfrost ist nicht, dass er kommt. Schließlich kommt dieser ja oft und auch die Eisheiligen trifft man eigentlich in jedem Jahr an. Problem sind die wärmeren Winter. Die Pflanzen treiben aus, sobald es warm ist. Ist es früher warm, treiben sie früher aus und die Triebe sind zu den Eisheiligen größer und somit verletzbar. Alle grünen Triebe, die Temperaturen unter Null Grad erfahren, sterben ab. Das zeigt sich am Tag der vorhergehenden Frostnacht an gräulichen Blättern. Und genau so sahen am nächsten Tag nahezu alle Pflanzen der beiden Rotweinsorten Cabernet Jura und Cabernet Cortis aus. Ein trauriges Bild.

Ist man da dem Wetter schutzlos ausgeliefert? Nicht ganz. In der Frostnacht von Montag zu Dienstag hat ein Teil von uns mit großer freundschaftlicher Unterstützung kleine Feuer im Weingarten gelegt. Die Temperaturen erhöhten sich zwar nachweislich, jedoch waren wir zu spät vor Ort. Als wir nachts um 3 Uhr im Weingarten ankamen, war der Boden schon gefroren. Wir versuchten zu retten, was zu retten ist und hatten auch definitiv einen wunderschönen Anblick der lodernden Feuer zwischen unseren Reben. Trotzdem scheiterten unsere versuche, die Reben komplett vor dem Frost zu bewahren.

In der zweiten Frostnacht von Donnerstag zu Freitag probierten wir dann, die Pflanzen mit einer Folie vor dem Frost zu schützen. Einige Reben wurden mit Decken bedeckt und sahen immerhin gut eingepackt aus. Aber alle Mühen waren nicht stark genug gegenüber Mutter Natur. Nun verzeichnen wir einen Verlust von 70-80% unserer Reben.


Jedoch ist das nicht das Ende. Abgestorben sind nur die Knospen und Triebe, die in den letzten vier Wochen gewachsen sind. Erfahrungsgemäß treiben Jungpflanzen nach einem Spätfrostereignis aber nochmals aus. Wenn die Wurzeln und die Veredlungsstelle keine Frostschaden genommen haben, sind unsere Pflanzen also nicht total verloren. Im schlimmsten Fall treiben diese dann erst nächstes Jahr aus. Im besten Fall sehen wir in 10-14 Tagen schon neue Blätter nachkommen. Da unsere jungen Reben dieses Jahr ja eh noch keine Trauben tragen würden, haben wir also Glück im Unglück, da wir keine Ernteeinbußen haben. Viele befreundete Winzer aus beispielsweise der Pfalz, Saale-Unstrut und Sachsen verloren in dieser einzigen Nacht bis zu 90% ihres Jahresumsatzes. Auch bei ausgewachsenen Reben ist nicht die ganzen Pflanze, sondern nur die bereits vorhandenen Triebe vom Frost betroffen. Und auch da können “schlafende Augen” nochmal austreiben. Jedoch heißt das auch gleichzeitig einen Verzug in der Reife und Qualität der Trauben. Unsere Herzen sind in dieser Zeit mit allen betroffenen Winzerinnen und Winzern, die für das Jahr 2020 eine unerwartet kleine Erntemenge erwarten. |
Für uns heißt es vorerst nun allerdings erstmal abwarten. Und lernen, dass wir in den nächsten Jahren wohl schon um Mitternacht unsere Decken auspacken und Feuerchen machen werden. Trinkt Wein und bleibt gesund! Euer 17morgen team & friends |